Prof. Dr. Sebastian Murken
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Projekte

In den letzten 15 Jahren konnten ca. 1,5 Millionen Euro an Drittmitteln für verschiedene religionspsychologische Projekte eingeworben werden. Entscheidende Mittel kamen dabei von der VolkswagenStifung, der Deutschen Krebshilfe und dem Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Viele der daraus entstandenen Veröffentlichungen können Sie zum persönlichen Gebrauch auf dieser Seite herunter laden.

Der Schwerpunkt meiner Forschung sind Fragen zum Thema „Religion und Gesundheit/Krankheit“, Phänomene moderner Spiritualität sowie die Mitgliedschaft in so genannten Sekten.

Im Rahmen der Arbeitgruppe Religionspsychologie (1998-2014, Uni Trier) waren dabei folgende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an verschiedenen Projekten und Veröffentlichungen beteiligt:
Sussan Namini, Claudia Müller, Claudia Appel, Sabine Gross, Dorota Reis, Michael Schmiedel, Christian Zwingmann, Stefan Huber, Claudia Zieroff, Daniel Böttger, Franziska Dambacher sowie viele Hilfskräfte und Praktikanten. 

Alle Projekte und Aktivitäten der Arbeitsgruppe wurde inhaltlich und institutionell unterstützt, durch meinen Arbeitgeber, die Psychosomatische Fachklinik St. Franziska-Stift in Bad Kreuznach (link) und insbesondere durch deren damaligen Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Heinz Rüddel, dessen Beitrag nicht überschätzt werden kann.

Stellvertretend für die Projekte der letzen Jahre, möchte ich Ihnen zwei Projekte näher vorstellen:

Projekt 1

Projekt 2

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Religiöse Bewältigung kritischer Lebensereignisse am Beispiel der Krankheitsverarbeitung von Brustkrebspatientinnen

 

Zum Projekt - Literatur - Projektveröffentlichungen


Projektleiter: Dr. Sebastian Murken
Projektmitarbeiterin: Dipl.-Psych. Claudia Müller
Finanzierung: VolkswagenStiftung
Laufzeit: Mai 2002 – April 2005

Aufbauend auf zahlreichen Hinweisen, dass Religiosität insbesondere in schwierigen Lebenszeiten aktiviert wird (z.B. Bjorck & Cohen, 1993), wurde in dieser Studie der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert und welche Rolle die Religiosität bei der Bewältigung und Verarbeitung eines kritischen Lebensereignisses hat.

Diese Frage wurde konkret untersucht an Patientinnen mit der Neudiagnose eines Mammakarzinoms. Während ihres Aufenthalts in einer onkologischen Rehabilitationsklinik und zehn Monate später wurden 198 Patientinnen mittels psychodiagnostischer Fragebögen zu Persönlichkeits­faktoren, zu Ressourcen und Defiziten, zu Coping-Strategien und zur Religiosität untersucht. Mit einer Teilstichprobe wurden zudem Interviews durchgeführt. Ziel war es zu verstehen, auf welche Weise Mammakarzinom-Patientinnen Religiosität  für den Umgang mit der Erkrankung nutzen, wie sich die Anwendung religiöser Coping-Strategien auf die Anpassung an die Erkrankung und ihre Folgen auswirkt und wie sich Religiosität, Glaubensvorstellungen und -erfahrungen in Abhängigkeit vom Krankheitsverlauf verändern.

Konzeptionell und inhaltlich ist die Studie als Fortführung früherer Forschungsarbeiten des Projektleiters zu Religiosität und Gesundheit (z.B. Murken, 1994; Murken, 1998) zu verstehen.

Bislang lagen zu diesen Fragestellungen vornehmlich Studien aus dem anglo-amerikanischen Raum vor (vgl. Pargament, 1997), die nicht per se auf den deutschen Sprachraum übertragbar sind (s. dazu z.B. Daiber, 1995) und insgesamt eine recht uneinheitliche Forschungslage zu Zusammenhängen von Religiosität und Gesundheit (vgl. Siegel, Andermann & Schrimshaw, 2001) zeigen.
Zu dem ehrgeizigen Anliegen, Aufschluss über den Zusammenhang von Religiosität und Gesundheit für den deutschen Sprachraum zu erhalten, konnten durch die Studie einige Puzzleteile hinzugefügt werden:

  • Entgegen der vielfach geäußerten Annahme, dass Religiosität in den säkularisierten europäisch-westlichen Gesellschaften an Bedeutung verliert, fanden wir für einen großen Teil der von uns untersuchten Brustkrebspatientinnen, dass Religiosität für sie wichtig bis sehr wichtig ist. Die meisten der Frauen hatten einen konfessionellen Bezug zu einer der großen christlichen Volkskirchen und der überwiegende Teil der Frauen (fast 85%) beschrieb sich selbst als mehr oder weniger religiös in der ein oder anderen Art und Weise. Darüber hinaus gaben drei Viertel der Patientinnen an, dass sie ihre Religiosität in die Bemühungen, mit der Erkrankung zurecht zu kommen, einbeziehen.
  • Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass der Zusammenhang zwischen Religiosität und Gesundheit kein einfacher ist, im Sinne von „Religion ist gut oder schlecht für Gesundheit.“ Abhängig davon, was jemand glaubt, und wie stark diese Glaubensüberzeugung im Alltag relevant und verhaltensbestimmend ist, zeigen sich unterschiedliche Muster des Zusammenhangs zwischen Religiosität und Gesundheit. Im Einzelfall lassen sich bis zu 30% der Varianz in der psychosozialen Anpassung an die Erkrankung durch bestimmte Aspekte persönlicher Religiosität erklären.
  • Religiosität ist nicht - wie viele der (amerikanischen) Studien oft vorschnell generalisierend und überschätzend nahe legen – für alle Menschen in jeder Situation eine Ressource. Bestimmte Glaubensvorstellungen (die sich z.B. in einer negativ geprägten Beziehung zu Gott oder der Attribution der Erkrankung als Strafe Gottes äußern) können auch hinderlich für die Krankheitsanpassung sein.
  • Auf methodischer Ebene zeigen unsere Ergebnisse, dass durch eine differenzierte Messung von Religiosität ein detailliertes Bild der Rolle der Religiosität bei der Krankheits­verarbeitung entstehen kann. Die Notwendigkeit gut geplanter und sorgfältig durchgeführter Studien wird dadurch unterstrichen.

Die Studie wurde in Kooperation zwischen der Arbeitsgruppe Religionspsychologie und der Rehabilitationsklinik Nahetal, Klinik für onkologische Nachsorge und Gastroenterologie (Ärztlicher Direktor: Dr. med. Jürgen Körber) in Bad Kreuznach  durchgeführt.

Um die interessanten und vielversprechenden Ergebnisse, die bislang im deutschen Sprachraum relativ isoliert stehen, auf eine breitere empirische Basis zu stellen, ist es nötig, die Ergebnisse an anderen Stichproben zu überprüfen. Ein Folgeprojekt mit diesem Anliegen ist das Projekt „Religiöse Bewältigung chronischer Belastungen am Beispiel der Krankheitsverarbeitung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen“, das die Frage nach Zusammenhängen von Religiosität und Gesundheit auf Patienten mit langanhaltenden chronischen Belastungen – im Kontrast zum kritischen Lebensereignis „Krebsdiagnose“ - überträgt.

Literatur

  • Bjorck, L. B., & Cohen, L. H. (1993). Coping with threats, losses, and challenges. Journal of Social and Clinical Psychology, 12, 36-72.
  • Daiber, K.-F. (1995). Religion unter den Bedingungen der Moderne. Die Situation in der Bundesrepublik Deutschland. Marburg: Diagonal.
  • Murken, S. (1994). Religiosität, Kontrollüberzeugung und seelische Gesundheit  bei Anonymen Alkoholikern. Frankfurt am Main: Lang.
  • Murken, S. (1998). Gottesbeziehung und psychische Gesundheit: die Entwicklung eines Modells und seine empirische Überprüfung. Münster: Waxmann.
  • Pargament, K. I. (1997). The psychology of religion and coping: Theory, research, practice. New York: Guilford Press.
  • Siegel, K., Andermann, S., & Schrimshaw, E. W. (2001). Religion and coping with health related stress. Psychology and Health, 16, 631-653.

Projektveröffentlichungen

  • Müller, C., Körber, J., Huber, S. & Murken, S. (2004). Religiosität als Bewältigungsressource – Ein vernachlässigter oder vernachlässigbarer Faktor in der onkologischen Rehabilitation? In Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg.), Selbstkompetenz – Weg und Ziel der Rehabilitation, 13. Rehabilitationswissen­schaftliches Kolloquium vom 8. bis 10. März 2004 in Düsseldorf (DRV-Schriften, Bd. 52) (S. 487-489). Frankfurt am Main.
  • Müller, C., Körber, J., Huber, S. & Murken, S. (2004). Hilft Glauben bei der Krankheitsbewältigung? Die Rolle von Religiosität bei der Bewältigung von Brustkrebs. In S. Ahrens-Eipper, B. Allbacht & B. Leplow (Hrsg.), 22. Symposium Klinische Psychologie und Psychotherapie - Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der DGPs, Halle (Saale), 20.-22. Mai 2004 (S. 66-67). Lengerich: Pabst.
  • Müller, C., Murken, S. & Körber, J. (2004). Coping und Religiosität – zur Rolle der Gottesbeziehung bei der Krankheitsbewältigung. In T. Rammsayer, S. Grabianowski & S. Troche (Hrsg.), 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie - 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Psychologie, Göttingen, 26.bis 30. September 2004 (S. 68). Lengerich: Pabst.
  • Murken, S., Müller, C., Huber, S., Rüddel, H. & Körber, J. (2004). The Role of Religion for Coping with Breast Cancer. International Journal of Behavioral Medicine, 11, Supplement, 332.
  • Müller, C. (2006). Religiosity as a means of coping with death anxiety in breast cancer patients. In S. Murken & D. Hutsebaut (Eds.), International Association for the Psychology of Religion. Conference of 2006. Program and Book of Abstracts (pp. 78-79). Leuven/Belgium: Katholieke Universiteit Leuven.
  • Zwingmann, C., Wirtz, M., Müller, C., Körber, J. & Murken, S. (2006). Positive and negative religious coping in German breast cancer patients. Journal of Behavioral Medicine, 29, 533-547. Download: pdf (252 KB)
  • Murken, S. & Müller, C. (2007). 'Gott hat mich so ausgestattet, dass ich den Weg gehen kann.' Religiöse Verarbeitungsstile nach der Diagnose Brustkrebs. Lebendiges Zeugnis, 62, 115-128. Download: pdf (112 KB)
  • Zwingmann, C., Müller, C., Körber, J. & Murken, S. (2008). Religious commitment, religious coping and anxiety: A study in German patients with breast cancer. European Journal of Cancer Care, 17, 361-370.
  • Müller, C. (2008). „…vielleicht mal ein Gebet mehr gesprochen…“ Religiosität im Verarbeitungsprozess von Angst und Todesangst bei Brustkrebspatientinnen. Marburg: Tectum. Info zum Buch
  • Appel, C., Müller, C. & Murken, S. (2010). Subjektive Belastung und Religiosität bei chronischen Schmerzen und Brustkrebs. Ein Stichprobenvergleich. Der Schmerz, 24, 449–458. Download: pdf (378 KB)

In Kooperation mit dem Projekt sind auch die folgenden Diplomarbeiten entstanden:

  • Teufel, K. D. (2005): Die Bedeutung des Gebets als Copingstrategie bei der Bewältigung eines kritischen Lebensereignisses – Eine empirische Studie am Beispiel von Brustkrebspatientinnen. Diplomarbeit am Institut für Psychologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
  • Kapinus, M. (2006): Die Rolle von Religiosität und religiösem Coping bei der Bewältigung von Brustkrebs. Diplomarbeit am Institut für Psychologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
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Selbst gewählte Mitgliedschaft in neuen religiösen Gemeinschaften:
psychosoziale Gründe und Konsequenzen

 

Zum Projekt - Literatur - Projektveröffentlichungen


Projektleiter: Dr. Sebastian Murken
Projektmitarbeiter: Dipl.-Psych. Sussan Namini,
Michael A. Schmiedel, M.A. (bis April 2005)

Finanzierung: VolkswagenStiftung
Laufzeit: Mai 2002 – September 2007

Dieses Projekt ist im Kontext der sog. „Sektendebatte“ entstanden, die im Mai 1996 dazu führte, dass der Deutsche Bundestag für die Dauer von zwei Jahren die Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ einsetzte. Aufgabe dieser Kommission war es, die Konflikt- und Problemfelder im Bereich der neuen religiösen und ideologischen Gemeinschaften und Psychogruppen zu analysieren sowie Lösungen zu finden, nicht jedoch Glaubensinhalte zu prüfen. Die durch das Grundgesetz garantierte Religions- und Bekenntnisfreiheit und die religiöse und weltanschauliche Neutralität sollten durch die Arbeit der Kommission unangetastet bleiben – Grundsätze, denen sich auch die Arbeitsgruppe Religionspsychologie verpflichtet hat.

In ihrem Endbericht stellte die Enquete-Kommission 1998 fest, dass die neuen religiösen und ideologischen Gemeinschaften gesamtgesellschaftlich keine Gefahr darstellen. Auf der individuellen Ebene werden jedoch sowohl Probleme und Gefahren als auch ein möglicher individueller und sozialer Zugewinn festgestellt. Das Angebot der untersuchten Gruppen wird als mögliche Antwort auf individuelle und soziale Lebensprobleme und Sinnfragen gesehen, wobei das Ausmaß der „Passung“ zwischen Gruppenangebot und individueller Bedürfnisstruktur (sog. „Kult-Bedürfnis-Passung“) eine besondere Rolle für die individuelle Erfahrung zu spielen scheint.

Sebastian Murken kam in seinem von der Enquete-Kommission in Auftrag gegebenen Gutachten zu dem Ergebnis, dass sich „die an NRB [neuen religiösen Bewegungen] beobachteten Phänomene im Sinne einer transaktionalen Person-Umwelt-Interaktion als Versuche verstehen [lassen], unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen innere und äußere Anforderungen zu bewältigen. Die allgemeinen Bedürfnisse nach Kohärenz und Kohäsion, Zugehörigkeit und selbstwertstabilisierenden Beziehungen können in NRB ebenso eine Antwort finden wie Sinnsuche und soziale Ideale“ (1998, 340).

Das Projekt der Arbeitsgruppe Religionspsychologie zur selbst gewählten Mitgliedschaft in religiösen Gemeinschaften knüpft an die Ergebnisse der Enquete-Kommission an. Im Rahmen einer Längsschnittuntersuchung werden Menschen untersucht, die sich in einem frühen Stadium der selbst motivierten Mitgliedschaft bzw. im Prozess der Entscheidung für eine Mitgliedschaft in neuen religiösen Bewegungen, d.h. solchen, die seit dem 19. Jahrhundert entstanden sind, befinden. Es wird die religiöse, persönliche und soziale Entwicklung (werdender) Mitglieder aus drei verschiedenen Gemeinschaften (Zeugen Jehovas, Neuapostolische Kirche und einer Gemeinde im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden) über etwa drei Jahre verfolgt. Die Studienteilnehmer wurden in dieser Zeit viermal unter Einsatz verschiedener psychologischer Verfahren - Fragebögen, Interviews und Religiöses-Selbstkonzept Grid - befragt.

Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei folgende Fragestellungen:

  • Gibt es bestimmte individuelle Faktoren, d.h. lebensgeschichtliche Bedingungen, Merkmale von Religiosität und/oder Persönlichkeitsmerkmale, die zum Beitritt zu einer bestimmten religiösen Gemeinschaft prädisponieren?
  • Welche psychosozialen und religiösen Konsequenzen ergeben sich aus einer (vorübergehenden oder dauerhaften) Mitgliedschaft für das Individuum? Wie verändern sich beispielsweise das soziale Umfeld, das Wohlbefinden, die Religiosität? Wie sind diese Veränderungen ggf. zu erklären?
  • Gibt es individuelle Faktoren/Persönlichkeitsmerkmale, die Vorhersagen bezüglich der Dauerhaftigkeit einer Mitgliedschaft erlauben? Welche Rolle spielt dabei möglicherweise die "Passung" zwischen Individuum und religiöser Gemeinschaft?

In Projektabschnitt 1 (Mai 2002 - April 2005) wurden insgesamt 71 "Neueinsteiger"  sowohl persönlich als auch schriftlich interviewt. Die Studienteilnehmer wurden zwischen April 2002 und Mai 2005 dreimal befragt. Bei der ersten Befragung standen neben dem aktuellen Erleben insbesondere Fragen im Hinblick auf den Kontakt mit bzw. Beitritt zur Gemeinschaft - z.B. die Art des In-Kontakt-Kommens sowie bewusste und unbewusste Motive für eine Kontaktaufnahme - im Vordergrund des Interesses. Die beiden weiteren Befragungen zielten - sowohl im Hinblick auf religiöse als auch auf psychosoziale Aspekte - v.a. auf die Erfassung des weiteren Entwicklungsverlaufs. In Projektabschnitt 2 (Mai 2005 - September 2007) wurde die Untersuchung der religiösen und psychosozialen Entwicklung der Befragten durch eine vierte Erhebung noch einmal erweitert, damit auch längerfristige Entwicklungsprozesse erfasst werden konnten.

Die empirische Studie orientierte sich an psychologischen Konzepten, die eine Hilfe sein können, um bestimmte Phänomene besser zu verstehen. Das im Rahmen der Enquete-Arbeit weitestgehend theorielos geprägte Passungsmodell wurde einer weiteren umfassenden Untersuchung unterzogen, um die Möglichkeiten und Grenzen des Modells besser zu verstehen. Dieses geht davon aus, dass Individuen mit bestimmten emotionalen und religiösen Antezedenzen, Persönlichkeits- und Bedürfnisstrukturen sich solchen religiösen Gemeinschaften anschließen, die eine Erfüllung genau dieser individuell unterschiedlichen Bedürfnisse versprechen (sog. „Person-NRB-Passung“). Das Ausmaß, in dem die Passung glückt, wird als wesentlich für die psychosoziale Anpassung der Mitglieder und den weiteren Verlauf der Mitgliedschaft, d.h. Verbleib oder Ausstieg, angenommen. Im Sinne einer schrittweisen empirischen Überprüfung von Modellannahmen wurde die Untersuchung einer möglichen Passung zudem durch das Heranziehen einer sog. Kontrollgruppe - hier: einer Gruppe von Menschen, die in die drei Gemeinschaften hineinsozialisiert wurden - erweitert. 

Die wissenschaftliche Untersuchung der selbst gewählten Mitgliedschaft in neuen religiösen Gemeinschaften soll Einblick in den bislang nur wenig untersuchten und verstandenen Beitrittsprozess geben. Die Ergebnisse dieser Studie können somit auch einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der sog. „Sektendebatte“ liefern.

Einführende Literatur zum Thema

  • Chryssides, G. D. (1999). Exploring new religions. London: Cassell.
  • Dawson, L. L. (1998). Comprehending cults: The sociology of new religious movements. Oxford: Oxford University Press.
  • Deutscher Bundestag, Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ (Hrsg.) (1998). Neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen: Forschungsprojekte und Gutachten der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“. Hamm: Hoheneck. [darin auch: Murken, S., Soziale und psychische Auswirkungen der Mitgliedschaft in neuen religiösen Bewegungen unter besonderer Berücksichtigung der sozialen Integration und psychischen Gesundheit (S. 297-354).]
  • Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.) (1998). Abschlußbericht der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“: Neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen in der Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit.
  • Galanter, M. (1989). Cults: faith, healing, and coercion. New York: Oxford University Press.
  • Galanter, M. (Ed.) (1989). Cults and New Religious Movements. A report of the American Psychiatric Association. Washington, DC: American Psychiatric Association.
  • Lewis, J. R. (Hrsg.). (2004). The Oxford handbook of new religious movements. New York: Oxford University Press.
  • Saliba, J. A. (2003). Understanding new religious movements. Oxford: ALTAMIRA Press.

Projektveröffentlichungen

  • Murken, S. & Namini, S. (2004). Psychosoziale Konflikte im Prozess des selbst gewählten Beitritts zu neuen religiösen Gemeinschaften. Zeitschrift für Religionswissenschaft, 12, 141-188. Download: pdf (480 KB)
  • Murken, S. & Namini, S. (2004). Selbst gewählte Mitgliedschaft in religiösen Gemeinschaften: Ein Versuch der Lebensbewältigung? In C. Zwingmann & H. Moosbrugger (Hrsg.), Religiosität: Messverfahren und Studien zu Gesundheit und Lebensbewältigung. Neue Beiträge zur Religionspsychologie (S. 299-316). Münster: Waxmann. Download: pdf (1.214 KB)
  • Murken, S. & Namini, S. (2005). Choosing a religion as an aspect of religious identity formation in modern societies. In A. T. Wasim, A. Mas'ud, E. Franke & M. Pye (Hrsg.), Religious harmony. Problems, practice and education. Proceedings of the regional conference of the International Association for the History of Religions in Yogyakarta and Semarang, Indonesia. September 27th - October 3rd 2004 (pp. 269-281). Yogyakarta: Oasis. 
  • Murken, S. & Namini, S. (2006). Choosing a religion as an aspect of religious identity formation in modern societies. In M. Pye, E. Franke, A. T. Wasim & A. Mas´ud (Ed.), Religious harmony: Problems, practice, and education. Proceedings of the regional conference of the International Association for the History of Religions, Yogyakarta and Semarang, Indonesia, September 27th - October 3rd, 2004 (pp. 289-301). Berlin: De Gruyter. [Nachdruck] 
  • Murken, S. & Namini, S. (2007). Childhood familial experiences as antecedents of adult membership in new religious movements: A literature review. Nova Religio, 10(4), 17-37. Download: pdf (135 KB) 
  • Übersetzung ins Französische von Gabrielle Rivier: Murken, S. & Namini, S. (2009). Les expériences familiales de l'enfant comme détermination de l'appartenance de l'adulte à des nouveaux mouvements religieux: Étude de la littérature à partir d'une recension. In P.-Y. Brandt & C.-A. Fournier (Hrsg.), La conversion religieuse: Analyses psychologiques, anthropologiques et sociologiques (S. 125-149). Genf: Labor et Fides.
  • Namini, S. & Murken, S. (2008). Familial antecedents and the choice of a new religious movement. Which person in which religious group? Nova Religio, 11(3), 83-103. Download: pdf (203 KB) 
  • Murken, S. (2009). Neue religiöse Bewegungen aus religionspsychologischer Perspektive. Marburg: Diagonal. (Info zum Buch)
  • Namini, S. & Murken, S. (2009). Self-chosen involvement in new religious movements (NRMs): Well-being and mental health from a longitudinal perspective. Mental Health, Religion & Culture, 12, 561-585. (Abstract)
  • Murken, S. & Namini, S. (2009). "Ich bete dafür, dass Jesus bald kommt." Empirische Ergebnisse zur Relevanz religiöser Naherwartungen. In J. Court & M. Klöcker (Hrsg.), Wege und Welten der Religionen: Forschungen und Vermittlungen. Festschrift für Udo Tworuschka (S. 403-412). Frankfurt a. M.: Lembeck. Download: pdf (652 KB)
  • Namini, S. (2009). Selbst gewählte Mitgliedschaft in neuen religiösen Bewegungen - eine Frage der Passung? Empirische Befunde und kritische Überlegungen. Marburg: Tectum. Info zum Buch
  • Namini, S., Appel, C., Jürgensen, R. & Murken, S. (2010). How is well-being related to membership in new religious movements? An application of person-environment fit theory. Applied Psychology: An International Review, 59, 181-201. (Abstract)

In Kooperation mit dem Projekt sind auch die folgenden Diplomarbeiten entstanden:

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